Inhaltsverzeichnis


Die Geschichte der Obstverarbeitung in Kilb

Die Baumschule Sirninger

Sirningers Mostbirne

Die Wiederentdeckung
einer Rarität

Die Landes-Musterobst-
mostereien in NÖ

1. Landes-Obstmosterei Abetzberg, Aschbach Markt

2. Landes-Obstmosterei Watzelsdorf, Neidling

3. Erste Waldviertler Obstmosterei Walkenstein, Sigmundsherberg

4. Landes-Obstmosterei Wagenreith, Sonntagberg

5. Landes-Obstmosterei, Zwettl

6. Landes-Obstmosterei,
Kilb

7. Mosterei der landwi. Genossenschaft Waidhofen/Thaya

8. Mosterei der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer
in Zitzhof

Die Baumschule Sirninger
Anton Sirninger betrieb am Handlhof eine kleine Landwirtschaft. Sein Interesse am Obstbau und sein unermüdlicher Pioniergeist waren die Gründe dafür, dass er „Bildungsreisen“ nach Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und in die Schweiz unternahm, um sich vom Fortschritt des Obstbaues in diesen Ländern zu überzeugen. Aufgrund seiner großen Obstzucht- und Sortenkenntnisse wurde er in den Kreis der namhaften Pomologen, Baumschulbesitzer und Obstbaufachleute der damaligen Zeit, wie etwa Josef Löschnig, Anton Kroneder und Wilhelm Schleicher aufgenommen.

Anton Sirninger war zu seiner Zeit ein bedeutender Praktiker auf dem Gebiet der Obstverarbeitung und des Baumschulwesens. Er betrieb neben der Baumschule am Handlhof in Kilb auch eine Baumschule im oberösterreichischen Hackledt.
Anton Sirninger
Foto: Ökonomierat Anton Sirninger (1863-1933) mit seiner Gattin Anna (1863-1935) und Tochter Anna (1898 - 1972)
Sirninger galt als Erneuerer des Baumschulwesens in Niederösterreich und Oberösterreich. Er besuchte 1894 - 1896 die Obstbaulehranstalt in Bautzen (Sachsen).Sein Preis- und Sortenverzeichnis aus dem Jahre 1905 enthält nicht nur „einige kurze Belehrungen über das Pflanzen der Obstbäume“ und über 70 verschiedene Apfel- und Birnensorten sondern auch eine Reihe von Anerkennungs- und Dankschreiben, aus allen Teilen Österreichs, die auf den Umfang des damaligen Baumschulbetriebes in Kilb hinweisen. So hat allein der Bezirksstraßen-Ausschuss St. Pölten - wie aus einem dieser Dankschreiben hervorgeht- in 10 Jahren etwa 15.000 Obstbäume bei Anton Sirninger gekauft. In einem Baumschul- verzeichnis hielt Anton Sirninger seine Baumbestände fest. Die ersten Eintragungen sind mit Frühjahr 1886 datiert. 

Der Gesamtbestand der Baumschule betrug 9.000 Obstbäume, darunter Normanische Ciederbirnen, rothe Pichelbirnen, Salzburgerbirne, Magdalenabirne, Schmutzbirne, Gelbe Wadlbirne, W. Goldparmäne, Harberts Renette, Grafensteiner, Kronprinz Rudolf, Große Brünner, Ciederapfel süß, Ciederapfel herbsüß, Großer Rheinischer Bohnapfel, Boikenapfel, Champagner Renette, Landsberger Renette, Citron Renette, Musakat Renette, Süßapfel Handlhof sowie verschiedene Kirschen-, Ringlotten- und Nusssorten.

In einem etwa 70 Seiten umfassenden Manuskript beschrieb Anton Sirninger die Herstellung von Birnenmost und Cieder (Cider). Darin finden sich genaue Angaben über die Auswahl der Früchte, über den Produktions- verlauf, über Fehler und deren Behandlung, über die Lagerung und den Transport.

Ab dem Jahr 1912 war Josef Sirninger, ein entfernter Verwandter von Anton Sirninger am Handlhof beschäftigt. Im Jahr 1926 gründete Josef Sirninger eine eigene Baumschule in Freyen bei Kilb, war aber noch unter Ökonomierat Franz Müllner einige Jahre am Handlhof und in der Mosterei als Brennmeister tätig.
Josef Sirninger ist der von Walter Sirninger, der bis vor wenigen Jahren die über 100-jährige Tradition des Baumschulwesens in Kilb fortgesetzt hat.

aktualisiert am 5. Jänner 2022